„Die Erde ist ein Jammertal, doch Frohsinn herrscht in diesem Saal“

Viele neue Gesichter in der Bütt
Katholischer Leseverein glänzte mit Überraschungen – auch Tollitäten hatten sichtlich Spaß an der Kappensitzung

„Die Erde ist ein Jammertal, doch Frohsinn herrscht in diesem Saal.“ Getreu dieser Devise zelebrierten die Aktiven der „Lese“ den offiziellen Abschluss des Koblenzer Sitzungskarnevals. Mit ihren Gästen setzten sie dabei auch noch neue Maßstäbe.

Jeder, der die Kappensitzung des Katholischen Lesevereins gesehen hatte, verließ die Rhein-Mosel-Halle mit einem zufriedenen Gesicht und der Gewissheit, dass er die wohl bislang beste närrische Show der „Lese“ erlebt hatte.

Diese schwelgerische Erkenntnis kommt nicht von ungefähr: Der Veranstalter tat gut daran, diejenigen zum Zug kommen zu lassen, die sonst in der lokalen Fastnachtszene eher Geheimtipps sind. Die Entdeckung des Abends war dabei zweifellos Caroline Christ von der Katholischen Jugend St. Josef, die den Männern gehörig die Leviten las.

„Das Häufchen Elend, das nennt sich dann Mann“: Die wortgewaltige „Krankenschwester“ berichtete von großspurigen Möchtegern-Rambos und James Bonds, die sich angesichts bevorstehender Therapien in ein schlaffes Bündel verwandeln.

„Wer sich nicht wehrt, endet am Herd.“ Emanzensprüche wie diese waren für Thomas Flöck kein Thema. Von innigster Liebe zum eigenen Ego entflammt, berichtete der verschleierte Mann von den Heimatfreunden Lay über seinen steinigen Soloweg zum Traualtar – ohne Frau.

„Das höchste Glück auf Erden ist, mit sich selbst vermählt zu werden“, folgerte der wirklich exzellente Redner, dem eine Lachsalve nach der anderen gewiss war. Auch der dritte Trumpf stach. Detlev Pilger, im wirklichen Leben Pastoralreferent, gab eine vollends überzeugende Vorstellung. Der „karnevalistische Beauftragte des Heiligen Vaters“ gab perfekt geschliffene Reime rund um die Irrungen und Wirrungen von Liebe und Religion zum Besten, die die „Gemeinde“ ergänzen musste. „Pfarrer“ Pilgers Worte machten Spaß. Der Mann dürfte künftig nicht nur bei den Gelb-Roten und den Lützelern zu sehen sein. Aber auch die traditionellen Elemente der Lese-Sitzung erschienen im leicht veränderten Gewand. So stürmte das Arzheimer Bergvolk unter Führung von Prinz Hermann-Joseph von Fun-tasien mit einem großen Aufgebot die Halle in der festen Absicht, den Koblenzern zu zeigen, wie man richtig Karneval feiert. „Tretet erst mal in die AKK ein, dann könnt Ihr auch einmal einen richtigen Prinz stellen“, frotzelte daraufhin Sitzungspräsident Michael Hörter zurück. Natürlich gab’s neben dem geschliffenen Vortrag jede Menge weitere Attraktionen für Augen und Ohren. So schickte die „Lese“ mit dem Kirchenchor St. Peter wohl die närrische Überraschung der Saison ins Rennen.

Dafür, dass die tänzerische Komponente nicht zu kurz kam, sorgten die Abonnements-Landesmeister von der Narrenzunft Gelb-Rot und die Tanzgarde der Kesselheimer Kapuzemänner. Einen würdigen Rahmen garantierten zudem die Altmeister Dr. Ewald Thul als Protokoller, Karl Rosenbaum, Wladi Elsner und Manfred Gniffke. Dass es um den Rednernachwuchs der Stadt gar nicht so schlecht bes~tellt ist, zeigte schließlich auch Sebastian Crecelius.

Von den „Flying Bongos“ und den Stadtsoldaten umrahmt, verging die knapp vierstündige Sitzung wie im Fluge. Auch für die Tollitäten galt das Fazit: „Bei der Lese ist es wieder schön gewese.“
 (ka)

„Lese“ zelebrierte professionelle Faasenacht – Tolles Finale des Koblenzer Sitzungskarnevals

Was für ein Finale des Koblenzer Sitzungskarnevals! Die Aktiven der „Lese“ und ihre Freunde präsentierten sich bei ihrer närrischen Show in absoluter Hochform.

Von Reinhard Kallenbach
Das dürfte wohl die beste Sitzung gewesen sein, die der Katholische Leserverein bislang „abgeliefert“ hat. Unter Leitung des blendend aufgelegten Präsidenten Michael Hörter zelebrierte man Faasenacht von professioneller Qualität.

Tolle Stimmung von Anfang an, dazu Redner und Tänzer, die trotz mehrwöchigen Sitzungsmarathons keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigten. Im Gegenteil: Schon beim Einmarsch ließen sich Stadtsoldaten, „Gelb-Rote“, Jugendspielmannszug Arzheim und die goldigen Juppi-Girls der Pfarrei St. Josef von der locker-familiären Atmosphäre anstecken.

Und dann kam er: Dr. Ewald Thul. Diesmal nicht als Landgerichtspräsident, sondern als singender und reimender Protokoller. Lieblingsthemen: Reformstau und Euro. Sein heißer Tip gegen Krisen aller Art: Investiert in Sachwerte, kauft Wein vom Leseverein! Natürlich widmete sich der „Lese-Vorsitzende“ auch dem nackten Bacchus von Kobern-Gondorf und bot der gedemütigten Figur Asyl auf dem Denkmal am Görresplatz an.

Was die Pflege karnevalistischer Freundschaften wert ist, zeigte schon der Auftakt des Showprogramms. Keine geringeren als die Vizeeuropameister Udo Eulgem und Heike Adler von den Metternicher Funken begeisterten mit akrobatischen Einlagen, bevor mit Sonja Werner erneut ein Eigengewächs der „Lese“ in die Bütt stieg. Jetzt setzte es für den Elferrat richtige verbale Prügel. Jetzt wissen wir es: Wer in den Rat will, muß dümmer sein als der Durchschnittsbürger.

Fröhlich ging’s weiter: Die närrischen Regenten und ihr Gefolge, vor allem Hofnarr Michael Fischer brachten den Saal zum Kochen. Mal nicht unter Termindruck nahmen sie sich viel Zeit für Musik und für ihren Fahrer Helge Greib, der lauthals sein Leid über den Karnevalsstreß und liebestolle Regenten klagte. Übrigens: Greib ist die Entdeckung der Session für die Bütt.

Längst kein Geheimtip mehr ist Kurt Mendyka von den Kesselheimer Kapuze, der als erfolgloser Angler begann und zum Schluß den „Weißen Hai“ an der Leine hatte. Daß das Ganze auf ho hem Niveau blieb, ist auch der Tanzgarde „Gelb-Rot“ zu verdanken, die mal in traditioneller, mal in spanischer Kluft erschien, warum sie zu den Besten im Land gehört.

Traditionell gab’s dann Blödeleien vom „Lesequatschtett“, frei nach dem Motto „Ein Kind ist uns geboren. Dank dem Herrn, der über uns wohnt.“ Dann kam er – der fleischgewordene Beweis für einen äußerst toleranten Stadtvorstand: Manfred Gniffke, der als Stadtführer traditionell die Grenze dessen auslotete, was er unter Humor versteht.

Der schöne, von den Flying Bongos begleitete Abend klang mit der bezaubernden „Hochzeitsnacht im Hühnerstall“ der Rot-Weißen Funken und Rolli Diells tiefen Griff in die Klamaukkiste aus. Den Schlußpunkt setzte Gerd Kesseler mit dem „Schängellied“.

Quelle: RZ-Online Zeitungsarchiv

Confluentia 2000
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