"Klamaukpartei" wieder da

Leseverein zog alle Register – Kappensitzung mit vielen Überraschungen – Geschliffene Vorträge

Zurück zu den Wurzeln! Es war ein Abend der geschliffenen Vorträge und der Freude. Denn Prinz Franz-Josef hatte sich nun auch offiziell aus dem Krankenhaus zurückgemeldet, um der „Lese-Gemeinde“ in der Rhein-Mosel-Halle seine ganz persönliche Referenz zu erweisen.

KOBLENZ. Die traditionell letzte Veranstaltung des Koblenzer Sitzungskarnevals besaß einmal mehr ihren besonderen Charme, zumal der Leseverein sein Versprechen gehalten hatte und Akteure präsentierte, die niemand auf der Rechnung hatte. So verkündete der gewohnt souveräne Präsident Michael Hörter zur völligen Überraschung aller die Wiederauferstehung der Klamaukpartei – mit Werner Laube. Der hatte sich vor elf Jahren eigentlich aus der Bütt‘ zurückgezogen, um nur noch beim 175. Jubiläum der Kowelenzer Faasenacht ein kurzes Zwischenspiel zu geben. Jetzt wetterte er wieder gegen alles und jeden. Mit perfekter Rhetorik nahm er Nationales und Regionales aufs Korn, das Spektrum reichte vom kondomlosen Boris bis zur Rivalität von St. Kastor und Liebfrauen.

Ein weiterer Trumpf war Walter Weiler. Der „Kapuzemann“ brillierte in seinem völlig freien Vortrag als „angetrunkener Karnevalist“. Perfekt organisiert und choreografiert zeigten außerdem Garden und Showtanzgruppe, dass auch im nördlichsten Stadtteil die Nachwuchsarbeit stimmt.

Die dritte Überraschung des Abends war Sylvia Möhlich, die selbst ihren Prinzgemahl Franz-Josef vorübergehend sprachlos machte. Die Ex-Confluentia klagte ihr Leid: Kochen, Waschen, lange Nächte und ein eitler Pfau, der im Stechschritt durch die Wohnung marschiert, waren die Inhalte ihres toll gereimten und lautstark vorgetragenen närrischen Berichts.

Überhaupt waren die Männer an diesem Abend richtig dran. Unter der Devise „so ist nicht nur meiner, so sind sie all'“ blies auch Caroline Christ von der KAJU St. Josef zum Angriff auf das vermeintlich starke Geschlecht – das Klischee vom rücksichtslosen Rüpel wurde intensiv gepflegt.

Mitten aus dem Leben berichtete auch Karl Rosenbaum. Eines seiner Lieblingsthemen: Haarausfall. Doch der Altmeis~ter spendete Trost: Die Haare kommen wieder, bei den Männern wachsen sie aus Nase und Ohren, bei den Frauen auf den Zähnen . . . 

Doch was wäre eine Sitzung ohne Tanz und Einlagen zum Mitmachen! Die Europameister Heike Adler und Udo Eulgem, die Showtanzgruppe der Rheinfreunde und der Kirchenchor St. Peter sorgten für beste Stimmung ebenso wie die „Pädagogik“ von Thomas Flöck (Heimatfreunde Lay) und der klerikale Humor von Detlev Pilger (Gelb-Rot).

Die Besucher erlebten aber auch einen Abschied: Dr. Ewald Thul stieg zum letzten Mal als Protokoller in die Bütt‘, wo er frei nach Wilhelm Busch das Zeitgeschehen aufs Korn nahm.

Klar, dass am Ende auch das Schängellied nicht fehlen durfte. Diesen Part übernahm (schon traditionell) AKK-Ehrenpräsident Gerd Kesseler.

Reinhard Kallenbach

Quelle: Zeitungsarchiv RZ-Online

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