Impressionen der Lesereise nach Niederschlesien 

Die diesjährige Lesefahrt führte uns von unserem Hotel in Görlitz auch in das heutige polnische Niederschlesien.

Sowohl zu Fuß als auch per Bus erlebten wir zunächst Görlitz, die im Krieg nicht zerstörte, schöne Stadt an der Neiße. Beim Bummel durch die Jahrhunderte sahen wir zunächst die Nachbildung des Heiligen Grabes aus dem 15. Jh. und die Peterskirche mit der Sonnenorgel. Die Altstadtbrücke verbindet Deutschland und Polen. Beide Stadtteile, gerade einmal 100m entfernt, verbinden heute zwei Länder und zwei Währungsgebiete.

Mit einer Waldeisenbahn fahren wir bequem zum heutigen Welterbe des von Fürst Pückler in Bad Muskau angelegten Parks. Er erstreckt sich nicht nur auf deutschem, sondern auch auf polnischem Gebiet. Die Zeit erlaubte nur einen kurzen Besuch und die Erkundung eines kleinen Teils der gepflegten Landschaft. In der Kulturstätte Kunstmühle in Ludwigsdorf bei Görlitz nahmen wir unser Abendessen ein.

Zu diesem Zeitpunkt stieß auch unser geistlicher Beirat Pfarrer Peter Bleeser zu uns, der wegen eines Besuchs in Rom erst mit einem Tag Verspätung auf unsere Reisegruppe traf.

Der dritte Tag führte uns zunächst zur Basilika der großen schlesischen Heiligen Hedwig in Trebnitz, um anschließend nach Breslau zu fahren. Eine Stadtrundfahrt im Bus und ein kleiner Rundgang über den Marktplatz bis zur Aula Leopoldina waren für diese junge Stadt aber zu kurz. Diese zentrale Stadt in Mittelost-Europa hat so viel mehr zu bieten. Weiter ging es nach Wahlstatt (erbaut nach dem Sieg 1241 über die Mongolen) zur Kirche zum Hl. Kreuz und zur St. Hedwigskirche in Liegnitz. Das rustikale Abendessen fand in einer polnischen Mühle statt.

Der Sonntag galt zunächst dem Gottesdienst in der überaus prachtvollen Gnadenkirche in Hirschberg (Polen). Wir konnten dem polnischen Gottesdienst gut folgen und nahmen mit etwas Überraschung auch die tiefe Gläubigkeit der polnischen Mitchristen sowie die große Anzahl der Kirchenbesucher zur Kenntnis. Die natürliche Frömmigkeit unterscheidet sich sehr von unserem christlichen Leben in Rheinland-Pfalz.

Danach ging es im Hirschberger Tal zum größten schlesischen Schloss Fürstenstein. Nach dem Essen im Schlossrestaurant erfuhren wir eine beeindruckende Führung unter dem Titel „Von den Piasten bis zu den Geheimnissen des dritten Reiches“. Das Schloss sollte einmal ein Kriegs- Ausweichquartier für Adolf Hitler werden. Dazu ist es trotz begonnener Umbauten aber nie gekommen.

Schließlich besuchten wir noch die nach dem Westfälischen Frieden 1648 in einem Jahr nur aus Holz erbaute Friedenskirche in Schweidnitz (Welterbe der UNESCO). Diese evangelische Kirche, bot mit mehreren Emporen bis zu 7.500 Personen Platz.

Nicht erst die Reformation nach 1500, sondern auch die Mongolen hatten Schlesien schon im Jahre 1241 erreicht. Nachdem die Mongolen zunächst Breslau noch zerstören konnten, fand in Liegnitz aber das Ende ihres Siegeszuges statt (nach dem Tod ihres Führers) und die westliche Ausbreitung des Mongolenreiches hatte damit ein Ende gefunden. Der Aufbau der schlesischen Städte begann daher nach erst dem Jahr 1241.

Klosterleben, Auflösung der Klöster, Reformation, Dreißigjähriger Krieg, all das war an vielen Stellen Thema unserer Reise. Erst mit dem Preußen Friedrich dem Großen, bei dem jeder nach seiner Fasson selig werden konnte, fanden Glaubenskriege in Mitteleuropa ein Ende.

Auf der Heimfahrt kamen wir noch in die Lessingstadt Kamenz. Der Besuch in der auch als Museum genutzten ehemaligen Franziskanerkirche St. Anna zeigte uns sechs einzigartige, mittelalterliche Schnitzaltäre. Unter kompetenter Führung wurden wir auf viele Details der Altäre aufmerksam gemacht.

Eine interessante, wenn auch manchmal anstrengende Reise mit vielen neuen und intensiven Eindrücken ging für uns zu Ende. Viele der besichtigten Orte würden Alleinreisende wohl nicht aufsuchen und damit sozusagen übersehen. Das ist der Vorteil einer Lese-Gruppenreise.

Wir sind unserem Reiseorganisator Adolf Meinung sehr dankbar für diese und viele andere schöne Reisen, die er in den letzten Jahren für die Lese organisiert und sachkundig begleitet hat. Nach nahezu 25 Jahren hat er jetzt seinen Rückzug angekündigt. Ihm gilt deshalb unser herzlicher Dank für die teils ausgefallenen und immer interessanten Ziele der Lese in den vergangenen Jahren.

Herzliche Grüße
Der Vorstand des Katholischen Lesevereins Koblenz

von Heinz-Peter Mertens und Adolf Meinung

Vorbereitung der Lesefahrt 2019 …. »» weiterlesen

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