Predigt von Diakon Horst Dany
beim ökumenischen Evensong in der Basilika St. Kastor zu Mk 4,35-41 am 6.2.2022.

Liebe Evensong Gemeinde, Schwestern und Brüder im Glauben,
aus der eben gehörten Lesung aus dem Markus Evangelium möchte ich zwei Sätze als Kurzimpuls herausgreifen. Der erste lautet: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“
So riefen die Jünger Jesu als ein Wirbelsturm kam und ihr Boot unterzugehen drohte.
Könnte das nicht auch zurzeit ein Schrei aus tausenden Kehlen gläubiger Christen, in diesem Fall wohl mehrheitlich Katholiken, sein, beim bekannt werden der letzten Gutachten im Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche?
Denn zurzeit entlädt sich ein Sturm der Enttäuschung über die katholische Kirche und die Wogen der Entrüstung schlagen über dem Schiff Kirche zusammen. Ja sie erreichen sogar einen Ex-Kapitän, der wohl glaubte, längst auf dem Trockenen zu sein.
Ja, liebe Mitchristen, auch mir, als Mitreisender in diesem Schiff wird es angst und bange und ich denke an eine Karikatur, die ich vor Kurzem gesehen habe.
Da kniet ein Priester am Altar und schaut entsetzt zum Kreuz empor. Dort sieht er nur noch das Holz und ein paar Nägel, der Gekreuzigte hat sich davon gemacht.
Nein, liebe Mitchristen, das glaube ich nicht. Ich glaube auch auf diesem verrotteten und vom Rost der Tradition angefressenen Kahn Kirche ist Jesus noch an Bord. Und er fragt, und das ist der zweite Satz, er fragt nach unserem Glauben, dem Glauben seiner Kirche.
Nach zweitausend Jahren lautet diese Frage übersetzt an die Verantwortlichen in seiner Kirche:
„Was habt ihr aus meiner Botschaft gemacht?“ Wo ist der Glaube geblieben der froh macht, der Glaube der frei macht? Der Glaube der Vertrauen schafft?
Ich habe mich mit allen an einen Tisch gesetzt. Ihr grenzt Menschen aus. Ich habe alle die zu mir kamen gesegnet. Ihr verweigert manchen den Segen.

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