Vom Nachwuchstalent zur Musikerpersönlichkeit - Benedict Klöckner

Die Neujahrsmatinee des Katholischen Lesevereins stand ganz im Zeichen des jungen Cellisten Benedict Klöckner

Neujahrskonzert_2010

Ein schöneres Hochzeitsgeschenk hätte César Franck dem belgischen Geiger Eugène Ysaye kaum machen können als seine A-Dur-Violinsonate, deren Themen spannend und harmonisch zugleich partnerschaftliches Miteinander praktizieren. Kein Wunder, dass dieses Werk schnell den Neid von Bratschern und Cellisten weckte, für die denn auch die entsprechenden Transkriptionen entstanden. In jener für Violoncello und Klavier war Francks Komposition der absolute Höhepunkt der Neujahrsmatinee des Katholischen Lesevereins in den Räumen von Mercedes Benz. Dass sie zu diesem Höhepunkt wird, hängt nicht allein mit ihrer musikalischen Potenz zusammen, sondern auch mit ihrem Interpreten: dem gerade mal 20-jährigen Cellisten Benedict Klöckner. Der ist – und dies demonstriert er mit der Franck-Interpretation eindrucksvoll – längst mehr als nur talentierter Nachwuchs. Er ist mittlerweile trotz seiner Jugendlichkeit ein ernst zu nehmender musikalischer Profi. Zu den jüngsten Lorbeeren des Ostertag-Schülers zählt die Aufnahme in den Masterstudiengang der kammermusikalischen Kaderschmiede schlechthin, der Kronberg Academy. Ein Ergebnis dieses Studiums ist die Franck’sche Sonate, erarbeitet mit keinem Geringeren als Meistergeiger Gidon Kremer. Ausgefeilte Spieltechnik wird da zur selbstverständlichen Nebensache. Was bezwingt, sind die in allen vier Sätzen gehaltene interpretatorische Intensität und Spannung Klöckners, ist auch die schmeichelnde Weichheit des Klangs beim als roter Faden fungierenden ersten Thema. Sie wird ausbalanciert durch eine vor allem den zweiten Satz charakterisierende, fast aggressiv aufgeladene Dynamik. Die für ihre im Dubliner Schneechaos steckende Tochter eingesprungene Pianistin Mara Mednik ist trotz der Kürze der Vorbereitungszeit eine einfühlsam mitziehende, nie jedoch konkurrierende Partnerin. Das ist beim Einstieg bei den der Umstellung wegen ins Programm genommenen sieben Beethoven-Variationen über Mozarts „Bei Männern welche Liebe fühlen“ Es-Dur WoO 46 noch ein bisschen anders. Da langt Mednik manchmal allzu handfest zu, kommt es zu kleineren Differenzen vor allem in Tempofragen. Aber wer wird schon meckern, wenn er als Ausgleich dafür Pablo de Sarasates populäre „Zigeunerweisen“ op. 20 (wiederum entsprechend bearbeitet) bekommt, in denen das Cello technisch vielfältig brillieren darf, bis hin zum atemlosen Spiccato-Sprint im vierten Teil? Wenn ihm schließlich auch noch Abwechslung in Gestalt der jungen, in Karlsruhe bei Ingrid Hambold studierenden Sopranistin Veronika Pfaffenzeller geboten wird. Die wirkt bei Rezitativ und Arie der Comtessa aus Mozarts „Figaro“ ein bisschen angestrengt, dafür um so lyrischer in Strauss-Liedern, unter anderem „Die Nacht“, und neujahrskonzertmäßig beschwingt in Luigi Arditis Bravourwalzer „Il Bacio“.
Lieselotte Sauer-Kaulbach

Foto: E. Lambert
Rhein-Zeitung vom 12. Januar 2010  
www.rhein-zeitung.de

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