Matinee des Lesevereins bei Mercedes-Benz: Junger Cellist meistert leicht technische Finessen

Virtuos: Klöckner-Brüder mit Gallardo

Auf den Musik-Bühnen der Region gehört er zu den Stammgästen. Und fast jedes Mal, wenn Benedict Klöckner, der mittlerweile weit mehr als ein nur hoffnungsvolles cellistisches Nachwuchstalent und Schüler Martin Ostertags ist, wieder auftaucht, ist die beachtliche Liste seiner Preise und Erfolge noch ein bisschen länger geworden. Die Matinee des Katholischen Lesevereins bei Mercedes-Benz bildet da keine Ausnahme. Zu der ist Klöckner mit einem weiteren Bundessieg bei „Jugend musiziert“ und einem Stipendium der Wagner-Stiftung Baden-Baden angereist.

Da wäre es denn eigentlich gar nicht notwendig, einen so jungen, gerade mal 18 Jahre zählenden Musiker, der nicht nur viel verspricht, sondern dies auch bereits hält, nur mit ausgesprochen virtuosen Schmankerln vorzuführen. So etwa mit den A-Dur-Variationen über ein Rokoko-Thema, das op. 33 Peter Tschaikowskys, und den Variationen Niccolò Paganinis über „Dal tuo stellato“ aus Rossinis Oper „Mosé“ (für Violoncello von dem französischen Cellisten Maurice Gendron bearbeitet).

Werke, die mit allen technischen Finessen regelrecht gespickt sind, in denen es von akrobatischen Sprüngen, Flageolets, Doppelgriffen und Spiccati nur so wimmelt. Es spricht für die Qualitäten des in Koblenz geborenen Klöckner, dass sich trotzdem nicht der Eindruck beinahe zirzensischer Artistik einstellt, sondern das Gefühl, hier einem Interpreten zuzuhören, der selbst aus solchen Stücken Momente von beachtlicher Tiefe des Ausdrucks hervorzuzaubern vermag und auch in den extremsten Lagen, in der hauchzarten Höhe und in der sinnlichen Tiefe, klangschön bleibt.

Brüderliche Unterstützung erhält Benedict durch seinen acht Jahre älteren Bruder Philipp, der gleichzeitig Jura und Geige studierte (unter anderem bei Zakhar Bron und Ida Bieler). Zum Trio wird das Geschwisterpaar durch den in Mainz lehrenden, aus Buenos Aires stammenden Pianisten José Gallardo. Gallardo, als Begleiter gerade in den Cello-Stücken pure Zurückhaltung, fällt gleich in Joaquin Turinas Klaviertrio h-Moll Nr. 2 op. 76 durch seinen leichten, kultivierten Anschlag auf, wohl bekömmlich der impressionistischen Basis der Komposition, apart mit spanisch-folkloristischen Elementen versetzt. Den noch etwas unausgewogenen, da zu Cello-lastigen ersten Satz balanciert ein atmosphärisch dichtes, Stimmungen im Minutentakt wechselndes, bewegliches Finale aus.

Im „Tanz der Kobolde“, in „La Ronde des Lutins“ op. 25 Antonio Bazzinis (1818-1897) wandert Philipp Klöckner auf den virtuosen Spuren seines Bruders, intonatorisch jedoch nicht immer ganz sauber und klanglich seltsam spröde, fast zerbrechlich. Eigenheiten, die sich auch in der d-Moll-Sonate op. 108 für Klavier und Violine von Johannes Brahms bemerkbar und aus dem Werk einen Brahms mit gebremstem Schaum machen. Am schönsten gerät das D-Dur-Adagio, das wesentlich vom gefühlvollen Klang der Geige lebt, die hier ihre Zartheit eindrucksvoll ausleben kann. Etwas mehr Kraft entwickeln erst, vor allem auch dank des nun energischer zupackenden Klaviers, der scherzoartige dritte und der heftig bewegte Finalsatz.

Frédéric Chopins Walzer in A-Dur op. 34 Nr. 1, den Gallardo tänzerisch beschwingt auf die Tasten legt, und ein treibender Trio-Tango Astor Piazzollas, sein „Primavera Porten?a“, in dem die drei zu ungetrübter Spielfreude auflaufen, runden das Programm spätneujährlich animiert ab.

Lieselotte Sauer-Kaulbach  
15.01.2008 © RZ-Online,
http://rhein-zeitung.de

[alg_back_button]