Löwenherz auf Burg Trifels

Der zweite Vortrag von Alexander Thon M.A., Lahnstein behandelte das Thema:

Die Gefangenschaft König Richards I. „Löwenherz“ von England auf Burg Trifels 1193 / 1194

Es ist eines der spektakulärsten Ereignisse des gesamten Mittelalters. Auf dem Rückweg vom Dritten Kreuzzug (1189-1192) wird der englische König Richard I., genannt Löwenherz, am 21. Dezember 1192 in der Nähe von Wien trotz Verkleidung erkannt und von Soldaten Herzog Leopolds V. von Österreich gefangengenommen. Hintergrund war das äußerst ungeschickte Verhalten Richards, der es vor und während dem Kreuzzug verstanden hatte, sowohl den französischen König als auch den römisch-deutschen Kaiser und eben auch den österreichischen Herzog gegen sich aufzubringen. Nichtsdestoweniger war es ein veritabler Skandal: Ein Pilger auf der Rückkehr aus dem Heiligen Land stand unter dem Schutz der Kirche und durfte nicht belangt werden. Dennoch ließ Leopold V. den englischen Herrscher auf Burg Dürnstein arretieren und lieferte ihn schließlich nach längeren Verhandlungen am 23. März 1193 in Speyer an Kaiser Heinrich VI. aus.

Froh über den prominenten Gefangenen, der ihm ein politisches Faustpfand gegen die oppositionellen deutschen Reichsfürsten verschafft, lässt Heinrich VI. den König von England in der Folgezeit für mehr als zehn Monate an verschiedenen Orten im römisch-deutschen Reich auf ehrenvolle Weise festhalten, namentlich in Speyer, Hagenau, Worms, Mainz und auf Burg Trifels. Angesichts nur sehr weniger aussagekräftiger Schriftquellen war bisher sehr umstritten, wie lange Richard sich an den einzelnen Orten aufgehalten hat. Der sensationelle Fund einer bisher für diese Frage unbekannten kurzen Chronik eines namentlich nicht überlieferten Mönchs aus der Benediktinerabtei Weingarten noch aus den späten 1190er Jahren bringt nun Licht in das bisherige Dunkel: Demnach verbrachte König Richard „fast ein ganzes Jahr“ auf Burg Trifels, bevor er am 4. März 1194 in Mainz freigelassen wurde. Diese einzigartige und äußerst glaubwürdige Quelle hat zukünftig die als die wichtigste Aussage eines Zeitgenossen zur Gefangenschaft Richards I. „Löwenherz“ zu gelten.

Als Autor des gerade erschienenen Buches gab Thon sich kenntnisreich in vielen Details der Burganlagen. Er empfahl Gelegenheiten zu nutzen die Burgen selbst zu besuchen und auf sich wirken zu lassen. 

 

Alexander Thon M.A. widmet sich der Erforschung der Landesgeschichte. Er hat mehr als 170 Publikationen, insbesondere zu Burgen, Kirchen und Denkmälern veröffentlicht. Darunter auch eines zum Königsstuhl in Rhens.

Heinz-Peter Mertens

Fotos: Krumbhorn

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