»Joseph Görres ein Portrait im Spiegel seiner Briefe« - Frau Dr. Monika Fink-Lang
Am 22. Oktober 2018 trug Frau Dr. Monika Fink-Lang im Görres-Haus zu Joseph Görres ein Portrait im Spiegel seiner Briefe vor.
In der ersten Phase seines Lebens als im Sommer 1789 die Französische Revolution beginnt, sieht der 13jährige Gymnasiast die Franzosen in Koblenz einziehen und gehört zu einem Häufchen begeisterter Revolutionsanhänger, die die anrückenden Franzosen mit Enthusiasmus bejubeln, beseelt von der Hoffnung auf eine glänzende Zukunft und Freiheit. Seine erste Zeitung, das Rothe Blatt, das er mit 22 Jahren gründete, steht unter diesem Vorzeichen.
Seine Parisreise führt zur politischen Desillusionierung, die revolutionäre Zeit ist vorbei. Die erste Phase des politischen Engagements endet. Er heiratet Katharina von Lassaulx und lebt weiterhin in Koblenz, wo er am Koblenzer Gymnasium unterrichtet in Physik und Chemie trotz fehlender universitärer Ausbildung und nebenbei beschäftigt er sich mit Medizin und Naturwissenschaften und mit der Naturphilosophie. Die naturwissenschaftlichen und naturphilosophischen Werke machen ihn in der Fachwelt bekannt.
1806 bietet sich für ihn die Gelegenheit, an einer Universität zu lehren, und zwar in Heidelberg. Er verbringt dort zwei Jahre, hält Vorlesungen über Philosophie und Kunst, über Natur und Kosmos. Es werden zwei wichtige Jahre, in denen er mit Clemens Brentano und Achim von Arnim Freundschaft schließt und zu einem Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik wird.
Nach Heidelberg beschäftigt er sich darüber hinaus intensiv mit germanistischen und altdeutschen Themen, angesteckt von Brentano und Arnim und von den germanistischen Studien der Gebrüder Grimm.
Er gibt eine Sammlung mittelalterlicher Quellen heraus. Seine große Mythengeschichte der asiatischen Welt beschäftigt sich mit den Wurzeln aller Mythe und aller Religion in Asien. Zwei ganze Jahre lang lernt er Altpersisch, nur um ein persisches Epos zu übersetzen, den Schahnameh des Firdusi.
In den Jahren 1814 bis 1816 gelangt er als Herausgeber des Rheinischen Merkurs zu nie gekannter Berühmtheit. Es ist eine kritische Zeitung, ein Brief an den preußischen Staatskanzler Hardenberg aus dem Jahr 1815 zeigt dies, indem er alles oder nichts die vollständige Zensurfreiheit fordert.
Er schreibt: „Nein, ich habe ein heiliges Amt zu verwalten, ich muss es nach meinem Gewissen führen oder völlig niederlegen. Die Folge war das Verbot der Zeitung im Januar 1816.
Görres geht ins Exil nach Straßburg und Aarau in der Schweiz und es vollendet sich seine endgültige Rückkehr zur katholischen Kirche.
1827 bekam er einen Ruf als Professor für Geschichte in München und war dort der Mittelpunkt eines Kreises katholischer Gelehrter. In seiner Streitschrift Athanasius war er zum Sprecher des katholischen Deutschlands gegen die Willkür des preußischen Staates und zum Anwalt der Kirche und der Gleichberechtigung Konfessionen geworden. Mit seiner Christlichen Mystik hatte er eine groß angelegte Apologie des katholischen Glaubens uns seinen Traditionen gegen den säkularisierten Zeitgeist und den Liberalismus und Rationalismus versucht.
Am Ende seines Lebens ist in seinem allerletzten Brief kurz vor Ausbruch der Revolution 1848 zu entnehmen, dass der Optimismus Görres trotz aller Widrigkeiten ein Leben lang begleitet hat und das Vertrauen auf einen göttlichen Plan, der über sein eigenes Schicksal und über das der Welt bestimmt, das Bewusstsein von der Vorsehung eines wohlwollenden Gottes geführt zu sein, bestimmt.
Heinz-Peter Mertens
(nach dem Manuskript von Frau Dr. Fink-Lang)