Ein Feuerwerk Rheinischen Karnevals

Seit 150 Jahren feiert der Katholische Leseverein seine Sitzung am Mittwoch vor Schwerdonnerstag und schließt damit den Reigen des Sitzungskarnevals in Koblenz. Grund für diesen Brauch war der Umstand, dass der Verein meinte, nicht genügend Eigengewächse zu besitzen. So schwärmte der Elferrat stets aus, um die besten Büttenredner der Umgebung an Land zu ziehen.
In diesem Jahr hielt er sogar in Köln, Saarbrücken und Mainz Ausschau und wurde fündig, um nur das Rumpelstilzchen aus Köln oder Jaques‘ Bistro aus Saarbrücken zu erwähnen.
Aber nun der Reihe nach: Schon eine Stunde vor Sitzungsbeginn war der Große Saal der Rhein-Mosel-Halle voll besetzt: Ein herrlich buntes Bild der phantasievoll kostümierten Närrinnen und Narren, die sehr vernehmlich schon eine gute Stimmung von zu Hause mitgebracht hatten. Diese Stimmung fing die Sitzungskapelle „Skyliner“ mit einem bunten Liederkranz gekonnt auf, so dass man sagen darf, dass die Sitzung schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn anfing.
Prachtvoll war der Einmarsch des Elferrates, voran die große, bunte Schar der „Funny Boys & Girls“ aus Wallersheim und die Musikkapelle „St. Servatius“ aus Güls.
Stephan Otto, der neue Sitzungspräsident der „Lese“, der souverän die Veranstaltung leitete, konnte neben einer großen Schar befreundeter Karnevalsvereine auch den ersten Bürger unserer Vaterstadt, Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, sowie mehrere Abgeordnete des Deutschen Bundestages, des Rheinland-Pfälzischen Landtages und des Koblenzer Stadtrates begrüßen, unter anderem Dr. Michael Fuchs und Detlev Pilger.
Die Tanzgruppe „Funny Boys und Girls“ bot nach dem Einmarsch einen Showtanz vom Feinsten mit artistischen Höhepunkten.
Stephan Otto begnügte sich nicht mit der Sitzungsleitung, sondern stieg auch als Protokoller in die Bütt und ließ humorvoll und mit manchen Spitzen das vergangene Jahr Revue passieren.
Dann der protokollarische Höhepunkt: Der Einmarsch von Prinz Markus I. und Confluentia Gaby mitsamt ihrem prächtig aufgeputzten Hofstaat.
Es war schon eine fast familiäre Begegnung der närrischen Tollitäten mit dem Elferrat der „Lese“. Herzliche Worte und manches sinnvolle Geschenk wurden ausgetauscht, nicht zu vergessen die wechselseitige Verleihung hoher karnevalistischer Orden.
Und dann folgte schon einer der Höhepunkte der Sitzung: Das „Rumpelstilzchen“ aus Köln, den Fernsehkonsumenten bestens bekannt. Ein Feuerwerk von wohl gesetzten Reimen, brandaktuell und voller Witz. Standing Ovations waren ihm sicher.
Die „Löwengarde der Narrenzunft Grün-Gelb Karthause“ wusste die Stimmung des Saales mit ihrem artistischen Auftritt hochzuhalten. Manchem stockte der Atem, wenn er sah, in welcher Höhe sich die Tänzerinnen und Tänzer aufbauten und dann wieder -„Gott sei Dank“- festen Boden unter ihren Füßen hatten.
Ein karnevalistisches Koblenzer Eigenwächs war „Volker Veit“, Katholische Jugend Lützel mit seinem Vortrag, gefolgt von dem „Bauern aus der Eifel, Stefan Vogt“ mit den leicht kölsch klingenden Reimen, sowie „Horst Radelli als Willi Windhund“ aus Mainz.
Immer wieder wurden die Büttenreden von Schautänzen umrahmt oder umgekehrt, die Tänze von den Rednern.
Darbietungen, die eine einzige Augenweide waren und artistisch nicht mehr zu überbieten sind: Der Showtanz des „Narren-Clubs Wallersheim“ unter der Leitung von Petra Knopp sowie der Auftritt der „Gülser Seemöwen“, welche die Narrenschar nach Spanien entführte. Sehenswert, wie anmutig sie tanzten und mit ihren wedelnden Fächern umgingen.
Konnte da noch ein Redner Boden unter die Füße bekommen? Ja, „Detlev Schönauer als Jaques‘ Bistro“ schaffte es. Er brachte mit seinem Vortrag den Saal zum Kochen. Man hätte ihn problemlos für einen Franzosen mit saarländischen Erfahrungen halten können. Und wie er die katholische Beichtpraxis mit wohlwollendem Witz wieder in Erinnerung brachte, das tat manchem Mitglied der „Lese“ gut.
Den Reigen der Tänze beschlossen die „Grün-Weißen Funken vom Zippchen“ aus Kölsch Büllesbach, die seit Jahr und Tag bei der „Lese“ auftreten und die von Stephan Otto und seinem Elferrat zu Recht zur Ehrengarde der „Lese“ ernannt wurden.
Die Stunden waren im Flug vergangen; aber alles muss ein Ende haben, auch die Lesesitzung.
Wie beim Singen der Nationalhymne, standen beim Singen der drei Strophen der Koblenzer Hymne, dem Schängellied, alle auf.
Ein wunderschöner Abend war vorüber. Und man darf wohl sagen, dass sich die „Lese“ auf die Sitzung 2015 freut.

Dr. E. Thul

Fotos: R. Brennig

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