Feinsinn und beißender Spott

Jubiläum Leseverein meldet sich zurück

Auf den ersten Blick wirkt die Mischung von Kabarett und klassischer Fastnacht exotisch. Wer einmal eine Lesung des Katholischen Lesevereins erlebt hat, weiß jedoch, dass beide Welten sehr gut zusammenpassen. Und wenn dann noch ein ganz großes Jubiläum ansteht, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Keine Frage: Mit ihrer jüngsten Sitzung meldete sich die genau 150 Jahre alte „Lese“ eindrucksvoll zurück.
Nein, ins Zelt wollten sie nicht. Das hat der Vorstand immer wieder betont. Geduldig hat die „Lese“ deshalb abgewartet – und mit ihr rund 1000 Gäste, darunter viele Kenner. Sie alle erlebten in der „neuen“ Rhein-Mosel-Halle einmal mehr, wie Sitzungspräsident Michael Hörter einige Prinzipien des Karnevals auf den Kopf stellte. Warum nicht einfach einen der besten Redner direkt zu Beginn bringen? Für den Ex-MdL ist das keine Frage. Vor 25 Jahren leitete er erstmals eine Sitzung der Gesellschaft, entwickelte sie weiter und knüpfte am närrischen Netzwerk. Und so kam es, dass sich mit Werner Laube ein Meister des Wortes zurückmeldete, obwohl er eigentlich nicht mehr in der Bütt stehen wollte. Dieses Mal trat der Mann, der nach wie vor zu den Besten seiner Zunft gehört, nicht als Chef der Klamaukpartei an, sondern als klassischer Festredner. Sein Beitrag hatte sich trotzdem gewaschen.
Mit beißendem Spott wandte sich Laube an „Korpulenzen“ und „Dekadenzen“, brachte 150 Jahre Stadtgeschichte, Vereinsleben und Kommunalpolitik auf einen Nenner – das kann so keiner sonst. Perfekt kokettierte der Festredner mit dem Alter der „Lese“-Mitglieder, traf aber einen wunden Punkt: Trotz ihrer nach wie vor beeindruckenden Stärke braucht die „Lese“ engagierten Nachwuchs. Und das nicht nur in der Bütt, sondern auch im Präsidium. Denn sowohl für Werner Laube als auch für Präsident Hörter ist nach der Session definitiv Schluss. Das war jedoch schon lange angekündigt.

Neu ist allerdings, dass auch der alternative Karneval Qualitätsprobleme hat. Dessen wurde man sich beim Auftritt Heri Lehnerts bewusst.
Lehnert, im „Zivilleben“ Lehrer, versteht es meisterhaft, mit leisen Tönen und viel Ironie den Zustand von Politik und Bildungslandschaft anzuprangern. Das Problem: Auch der Kabarettist ist kein junger Wilder mehr. Da blieb so mancher Lacher im Halse stecken. Der perfekte Aufritt des Koblenzers offenbarte vor allem eines: Die auf allen Kanälen allgegenwärtige Comedy ist leider viel zu oft ein Niveauverlust, gegen den viel zu wenige ankämpfen. All dies heißt jedoch nicht, dass die „Lese“-Sitzung ohne Schwächen gewesen wäre.

Das offenbarte die Einlage von Oliver Sauer aus Frankenthal. Zwar bereicherte „Molly“ mit seinem vor allem für den Elferrat „interaktiven“ Vortrag grundsätzlich die Sitzung, doch hat der Mann trotz seiner reichen Erfahrungen nicht gelernt, dass man spätestens nach 20 Minuten aufhören sollte.

Es gibt nur wenige, denen man gern länger zuhört, und dazu gehört zweifellos Detlev Schönauer aus Riegelsberg im Saarland – der besser unter der Marke „Jacques Bistro“ bekannt ist. Die Art und Weise, wie dieser Mann mit Dialekten jongliert und landsmannschaftliche Eigenarten aufs Korn nimmt, dürfte einmalig sein.

Da konnte auch Albert Esser noch etwas lernen, der in Koblenz zwar als einer der besten Redner gehandelt wird, dieses Mal aber nicht so schnell auf den Punkt kam wie gewohnt.

Und die Tänze? Hier hinterließen vor allem die Tanzgarde vom TSC Rülzheim und die grün-weißen Funken vom Zippchen bleibende Eindrücke.

Dr. Reinhard Kallenbach
Rhein-Zeitung vom 08.02.2013

De Molli ließ den Elferrat nicht zur Ruhe kommen

Katholischer Leseverein bot eine überaus gelungene Kappensitzung

Es war der Schlusspunkt im Koblenzer Saalkarneval und zugleich ein Highlight der Session – der Katholische Leseverein feierte in der Rhein-Mosel-Halle eine Kappensitzung mit Esprit und viel närrischem Frohsinn. Sitzungspräsident Michael Hörter zeigte sich in Bestform vor einer vollbesetzten Halle, die sich von dem abwechslungsreichen Programm rasch mitreißen ließ. Der Einzug des Elferrates gestaltete sich zu einer närrischen Machtdemonstration – Stadt-soldaten, die Garde der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval, die Musikkapelle St. Servatius füllten die Bühne aus. 

Letzter Einzug des Prinzenpaares

Und Programmpunkt zwei war nicht minder beeindruckend, denn Prinz Peter der Große, der Märchenprinz von Kowelenz, und ihre Lieblichkeit Confluentia Christiane zogen ein. Christiane dankte für den wunderbaren Empfang, ließ in ihrer Rede aber auch etwas. Wehmut erkennen. Lobende Worte richtete die Confluentia an den Leseverein als eine wichtige kulturelle Institution. Und sie gestand ein, dass der Prinz und sie selbst keine gebürtigen Koblenzer seien, aber: „Unser Herz schlägt für diese wunderschöne Stadt!“ Und ein letztes Mal gab es prasselnden Applaus für den Hofstaat, der dank seiner famosen Kostüme lange in Erinnerung bleiben wird. Prinz Peter der Große lobte die Qualität der Kappensitzung in hohen Tönen und himmelte ein letztes Mal seine Confluentia mit Worten an – noch intensiver, als man es in der Session erlebt hatte und mit einem letzten Seitenhieb auf den Oberbürgermeister.

Büttenredner Werner Laube sorgte für Lacher

Mit vielen Pointen und Anspielungen durchsetzt, war der Festvortrag von Werner Laube. Er ist ein Kowelenzer Büttenredner der Spitzenklasse. Seinem Ruf wurde er in seinem jüngsten Vortrag erneut gerecht. In diesem Jahr kann der Leserverein sein 150. Bestehen feiern, und da hatte der Redner einige Anmerkungen der humorvoll-ironischen Art zu machen: „Die sind damals im Dunkeln getappt, die Leute, das ist im Grunde kein Unterschied zum Stadtrat von heute!“ Das Einkaufscenter auf dem Zentralplatz ist für seine Begriffe „mit einem grünen Tarnnetz verhängt“, und der neue Kulturbau daneben erinnert ihn an Bo-Frost-Produkte. Er trauerte den Zeiten nach, als die Kinder noch von den Eltern erzogen wurden und setzte noch einige Seitenhiebe mehr. Von ähnlichem Kaliber ist Heri Lehnert, viele Jahre Alterspräsident der Blauen Bütt. Er kommt mit noch weniger Sätzen aus. Man muss die Ohren spitzen, sonst entgehen einem etliche Pointen seiner hintersinnigen Formulierungen. Die in diesen Tagen arg gebeutelte FDP und der ehemalige Bundespräsident bekamen ihr Fett weg.
Tänzerische und akrobatische Akzente setzten die Garde der Arbeitgemeinschaft Koblenzer Karneval und die White Lightnings der Coblenzer Turn-Gesellschaft, das war mehr als sehenswert.

De Molli ist alles andere als harmlos …

Er ist ein Original im Pfälzer Karneval, alleine sein Äußeres ist zum Schießen. De Molli, hinter der närrischen Fassade verbirgt sich Oliver Sauer, ist aber alles andere als harmlos. Er kann gut austeilen, ist schlagfertig und hartnäckig. Von letzterem kann der Elferrat ein Liedchen singen, der aus Bewegungsübungen gar nicht mehr herauskam. Und die Saarländer hat er dermaßen in sein Herz geschlossen, dass er sie immer wieder veralbert. Wenn auch andere leiden mussten, de Molli, in Frankenthal auch als. Sitzungspräsident bekannt, war spitze. Als Schnüssschwaader profilierte sich Dr. Albert Esser, und Detlev Schönauer entführte die Närrinnen und Narren in Jacques Bistro. Als Indianer legten die Seemöwen auf der Bühne los, und die Gardeshow der Grün-Weißen-Funken vom Zippchen war eine Augenweide. Als Torty de Banana schließlich das Schängellied anstimmte, war dies das Ende einer überaus gelungenen Kappensitzung.
-UKO-
„Blick aktuell“ vom 16.02.2013

Grün-Weiße Funken vom Zippchen, Kölsch Büllesbach
Tanzgarde der AKK Whith Lightnings, CTG Koblenz
Tanzgarde, TSC Royal, Rülzheim Showtanzgruppe, Möhnenclub Gülser Seemöwen

Eine Ära geht zu Ende

Michael Hörter gibt das Amt des Sitzungspräsidenten der Lese ab

Am Ende der letzten, von ihm geleiteten Lesesitzung, wurde Michael Hörter von seinem Elferat in besonderer Weise geehrt. Vizepräsident Stefan Otto dankte dem scheidenden Präsidenten dafür, dass er 25 Jahre lang die Lesesitzung in seiner gekonnten Art organisiert und geleitet hat und überreichte ihm eine Ehrenurkunde, sowie einen Stich der Hansestadt Hamburg.
B.R.

Fotos: R. Brennig

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