Leseverein überrascht die Koblenzer Narren

Letzte Sitzung vor dem Umbau der Rhein-Mosel-Halle hat es in sich
 Neuer Präsident überzeugt

Die Koblenzer Narren stimmten begeistert mit Händen und Füßen ab – sie bewiesen damit, dass niemand auf die traditionsreiche Sitzung des Katholischen Lesevereins verzichten möchte. Keine Frage: Die sehr beliebte Mittwochssitzung der „Lese“ war so gut besucht wie noch nie, und den Organisatoren merkte niemand an, dass sie noch vor wenigen Wochen über ihre letzte Vorstellung auf der Bühne der Rhein-Mosel-Halle nachgedacht hatten.

Der bevorstehende Umbau schien ein guter Zeitpunkt, eine Zäsur zu machen. Auch wenn der Leseverein nach wie vor zu den mitgliederstarken Gesellschaften in der Stadt gehört, gibt es Nachwuchssorgen. Und als dann noch mit Sitzungspräsident MdL Michael Hörter krankheitsbedingt ein Meister seines Fachs ausfiel, war die Stimmung gedrückt. Für ihn sprang nun Stephan Otto ein.

Der Ex-Prinz, der bei der „Lese“ eigentlich hinter den Kulissen die närrischen Fäden zieht, machte seine Sache so gut, dass selbst Eingeweihte überrascht waren. Ottos Moderation war frisch und schlagfertig. Und dann hatte der Mann auch noch die Nerven, trotz der turbulenten Vorbereitungsphase als Protokoller in die Bütt zu steigen. Das Ergebnis: geschliffene Reime mit kleinen Bosheiten zur Kommunalpolitik. Auch die meist traurigen weltweiten Ereignisse wurden nicht vergessen.

Die närrische Gemeinde war sich einig: Das Protokoll alter Schule war richtig gut, so kann es weitergehen. Und das wird es wohl auch. Schon bald will sich der Vorstand mit der Session 2011 befassen. Nach dieser Sitzung, die die Narren mit viel Beifall und bester Laune bereicherten, dürfte es gut aussehen, zumal es wieder gelang, Gäste aus der närrischen Oberliga zu gewinnen.

Dazu gehören zweifellos die meisterlichen Tanzgarden des TSV Landau und die „Lightnings“ von der Coblenzer Turngesellschaft. Das war nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein Beweis dafür, dass karnevalistischer Tanz heute Leistungssport ist. Und als dann auch noch die Jugend des Narrenclubs Waschem mit einer WM-Gala begeisterte, war klar: So hat der Karneval Zukunft.

Ein Kontrastprogramm gab es auch in der Bütt. Während Melina Möhlich von den Husaren über das Leben mit närrischen Eltern sinnierte, drehte „Eifelbauer“ Stefan Vogt den Spieß um und berichtete über die Umtriebe der Tochter.

Und Dr. Albert Esser würdigte in Koblenzer Mundart die Eigenheiten von Frauen und Männern – ebenso wie die Niederberger Mauerblümchen. Das Finale der gelungenen Sitzung bereicherten die grün-weißen Funken aus Köln-Büllesbach. (ka)

Text: Dr. Dr. Reinhard Kallenbach
Rhein-Zeitung vom 12.02.2010

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass einer der Höhepunkte der Lesesitzung wie seit Jahren der Auftritt von Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser war.
Pointiert, spritzig und geistreich heizte er die Stimmung im Saal vor dem Finale noch einmal an.
BR

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