Beim Leseverein lacht das Narrenherz
Besucherrekord in der Rhein-Mosel-Halle – Unkonventioneller Mix ist ein Schlüssel zum Erfolg – Akteure auf der Bühne reisen sogar aus Landau an. Die Mischung macht“s: Starke Reden und unkonventionelle Tanzdarbietungen gehören einfach zum Rezept einer guten Sitzung. Dass das närrische Menü des Katholischen Leservereins den Gecken besonders mundet, ist bekannt. Und auch dieses Mal war für jeden Geschmack etwas dabei.
Während in der Region gerne über das nachlassende Interesse am Sitzungskarneval geklagt wird, sieht es zumindest beim Katholischen Leseverein ganz anders aus. Die altehrwürdige Gesellschaft, die alljährlich in der Rhein-Mosel-Halle feiert, meldete einen Besucherrekord. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, staunte auch MdL Michael Hörter. Der Sitzungspräsident der „Lese“ muss es wissen – ist er doch mittlerweile seit zwei mal elf Jahren im Amt. Seinen Anspruch brauchte er dieses Mal nicht zu definieren. Das nahm ihm gleich zu Beginn Prinz Dieter ab.
„Das Beste, was es im Koblenzer Karneval gibt“, kündigte der „närrische Fuhrmann“ an. Und viele im Saal sollten ihm recht geben. Die Tollitäten, die von der Blaskapelle St. Servatius Güls in den Saal „gespielt“ wurden, hatten selbst ein rot-weiß-goldenes Geschenk: die Showtanzgruppe ihrer Gesellschaft, die gleich zu Beginn zu einer musikalisch-tänzerischen Weltreise aufbrach und einen Grund dafür lieferte, warum die „Lese“ mit ihren Kappensitzungen so erfolgreich sind. Die Organisatoren haben ein „Händchen“ für die Programmgestaltung – man traut sich, gleich zu Beginn starke Akteure zu bringen, die andernorts in der zweiten, in der Regel besseren Hälfte einer Sitzung auftreten. Hinzu kommt, dass nicht viel Zeit mit Regularien verplempert wird, sodass man mit einem Zeitrahmen von knapp vier Stunden bequem zurechtkommt. Und: Die „Lese“ profitierte von der guten Form der Redner. So gelang es dem von Schlussverkauf- Kunden überrannten „Detektiv und Personenschützer“ alias Lothar Hoffmann, das Eis zu brechen – der Mann ist eben für seine feinen Reime und drastischen Bilder bekannt. Etwas schwerer tat sich da „Restposten“ Markus Preis. Trotz seiner Interaktion mit dem Publikum empfand so mancher die Partnersuche des „Dauersingles“ aus Dortmund als zu lang. Dennoch: Dass der Ansatz, auch Comedy in das närrische Programm einzubinden richtig ist, zeigte wieder einmal Knacki Deuser, der erst nach einer Zugabe von der Bühne gelassen wurde. Sein Tipp für die Buga-Planer: 2011 alle Besuchergruppen zuerst am Zentralplatz rauslassen – dann ist alles andere wunderbar. Noch böser Werner Laube: Seine „Klamaukpartei“ legte Zentralplatz-Planern den neuen VHS-Kurs „Betreutes Denken“ nahe. Es schloss sich ein Plädoyer für die kleinen Sünden an. Die Botschaft: „Wer nicht trinkt und auch nicht raucht, ist ein Steuerhinterzieher, den keiner braucht.“ Fazit: Der Leserverein brachte wieder einmal das Kunststück fertig, die Wiederholungsrate am Ende der Session flach zu halten. Zu dem bereits von der „Großen“ bekannten Experten für Kowelenzer Grammatik, Dr. Albert Esser, und den Niederberger „Mauerblümchen“ gesellten sich Akteure, die sonst wenig oder gar nicht im Koblenzer Karneval zu sehen sind. Das gilt gerade für die CTG-Cheerleader und die Meistertänzerinnen vom TSV Landau. Bekannter sind dagegen die grün-weißen Funken aus Köln-Büllesbach, für die Koblenz zu einem Lieblingsziel geworden ist. (ka)
Quelle
20.02.2009 © Rhein-Zeitung