"Lese" machte Gecken glücklich

Niveauvolle Vorträge zum Finale des Koblenzer Sitzungskarnevals – Organisatoren wählten genau die richtige Mischung. Es ist schon eine Kunst, zum Finale des Sitzungskarnevals ein Programm zu präsentieren, das über weite Strecken ohne Wiederholungen auskommt. Dem Katholischen Leseverein ist es gelungen, genau diese Kunst zu perfektionieren. 

Eine Narrengala, die für Liebhaber des karnevalistischen Vortrags maßgeschneidert ist: So könnte man die Sitzung des Katholischen Lesevereins charakterisieren. Zum Finale der Sitzungssession 2008 ist es der Gesellschaft gelungen, erneut bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Der Mittwochabend zeigte, warum beim närrischen Stelldichein die Zahl der Gäste seit Jahren kontinuierlich steigt. 

Die Organisatoren um den routinierten Präsidenten Michael Hörter hatten das Glück des Tüchtigen. Die Tollitäten und ihr Niederberger Gefolge drängten gleich zu Beginn auf die Bühne, dass es schon in der ersten halben Stunde richtig bunt wurde. Neben treuen Gästen von den Stadtsoldaten und der Blaskapelle St. Servatius Güls waren schon beim Auftakt neue Gesichter zu sehen. Sie gehörten zur Showgruppe der Coblenzer Turngesellschaft. Die Formation ging volles Risiko und zeigte einen Leistungsstand, der zurzeit in Koblenz nur schwer zu toppen ist. Dass die CTG-Truppe trotzdem in närrischen Kreisen weitgehend unbekannt ist, liegt daran, dass sie sonst nur auf Cheerleader-Turnieren tanzt. Dass die Gruppe nun eine Ausnahme machte, lag wohl an Präsidentensohn Sebastian. Die „Lese“ ist eben für Überraschungen gut und bereit, Grenzen zu überschreiten. Das zeigte sich zur späten Stunde erneut, als Knacki Deuser der Heimatstadt Koblenz seine Reverenz erwies. Der Komiker mit Arbeitsschwerpunkt Köln verriet auch, warum er immer wieder gerne nach Hause zurückkommt: In der Domstadt sind alle dauernd gut drauf. Man muss schon nach dem Aufstehen schunkeln. „Das hält auf Dauer keiner aus“, bekannte Knacki Deuser. Auch die grün-weißen Funken aus Büllesbach wissen seit Jahren den Respekt zu schätzen, denen ihnen das Koblenzer Publikum entgegenbringt. Die Frauen und Männer dankten mit einem Finale voller tempogeladener und halsbrecherischer Gardetänze. 

Zurück zum Anfang: 2007 als Hoffnungsträgerin der „Lese“ gestartet, zeigte Kerstin Sopp, dass ihr Einstieg in die Bütt keine Eintagsfliege war. Vom Klimawandel über beißende Sozialkritik bis hin zum Dauerthema Zentralplatz spannte die Protokollaria ihren Bogen. Mit ihren Reimen und einem Lied kam Kerstin Sopp so gut an, dass eine Zugabe fällig wurde – und das bei einem Protokoll! 

Auch Lothar Hoffmann traf den Nerv – dieses Mal als Babysitter, dessen Schützling die halbe Wohnung verwüstete und die Grenzen männlicher Einflussmöglichkeiten aufzeigte. Eine Steilvorlage für die Niederberger „Mauerblümchen“, die sich eben nicht nur mit Schönheit und Alter, sondern auch mit der Entsorgung von Ehemännern befassten. Über gestörte Beziehungen wusste auch Dr. Albert Esser am Beispiel der Feinheiten in der Koblenzer Grammatik zu berichten. Anders „Eifelbauer“ Stefan Vogt, der sich in gewohnter Manier mit Geschichten über sein „Ehegespenst“ zur Wort meldete. Noch bissiger im wahrsten Sinne des Wortes präsentierte sich Werner Laube, der die mögliche Einführung eines „Gebiss-Sharings“ analysierte und mit seiner Klamaukpartei wieder einmal am guten Ruf der „Lese“-Sitzung arbeitete, die mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. 

Reinhard Kallenbach 
Quelle: http://rhein-zeitung.de/08/02/01/BK/00000173.html 
01.02.2008 © RZ-Online

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