Wohlfühl-Karneval mit guten Freunden
Sitzung des Katholischen Lesevereins erfüllte die hohen Erwartungen Karneval zum Wohlfühlen. Dafür steht der Katholische Leseverein seit vielen Jahren. Und die traditionelle „Lese-Sitzung“ machte wieder einmal besonders viel Spaß.
„Hier fühl“ ich mich wohl, hier will ich sein.“ Mit diesen Worten sprach „Eigengewächs“ Prinz Stephan wohl allen aus der Seele, die sich in der Rhein-Mosel-Halle versammelt hatten, um ihre „Lese“ zu feiern – und das mit einer hohen Erwartungshaltung. Genießt doch der Katholische Leseverein seit einigen Jahren den Ruf, eine der besten Sitzungen der Stadt zu präsentieren.
Um es vorweg zu sagen: Der hohe Anspruch wurde auch dieses Mal erfüllt. Und die anderen Vereine brauchen deswegen nicht zu grollen. Waren es doch die eigenen Aktiven, die entscheidend zum Erfolg der Narrenrevue beitrugen. Erneut präsentierte die „Lese“ eine Auswahl des Besten, was Bütt“ und Tanzparkett in Koblenz zu bieten haben. Obwohl so mancher – was in der Endphase des Koblenzer Sitzungskarnevals in der Natur der Sache liegt – die eine oder andere Nummer das zweite oder dritte Mal sah, kam nie Langeweile auf. Und das lag nicht zuletzt am Sitzungspräsidenten. Michael Hörter zeigte einmal mehr, dass er ein „Händchen“ für unkonventionelle Programmfolgen hat. Ein Männerballett direkt am Anfang zu bringen, gehört dabei zum Kalkül. Die „Blumenwiese“ der Narrenzunft Gelb-Rot enttäuschte dabei nicht. Die Herren der Schöpfung sorgten für viel Heiterkeit und bereiteten Kerstin Sopp einen lockeren Einstieg in den wohl schwierigsten Part der Sitzung: die närrische Rückschau auf ein überaus ereignisreiches Jahr.
Wie bei ihrer Premiere 2006 machte die Protokollaria der „Lese“ ihre Sache ausgezeichnet und las nicht nur dem „Traumpaar“ Beck/ Merkel gehörig die Leviten, sondern monierte auch den Zeitverzug bei der Stadtgestaltung. „Wenn es so weitergeht, wird man erst nach der Buga mit dem Pflanzen fertig“, so ein Fazit von Kerstin Sopp, die vielen aus der Seele sprach und dafür tosenden Beifall erhielt. „Ein Protokoll, wie man es sich wünscht, lobte der Sitzungspräsident, der noch eine weitere Überraschung auf Lager hatte: Trotz Krankheit trat Knacki Deuser doch noch bei der „Lese“ auf.
Der Komiker unternahm eine Reise durch ein „neues“ Deutschland, in dem seit der WM kein Arzt mehr das Lächeln auf den Gesichtern wegbekommt. Sogar der Klimawandel hat da seine gute Seiten. „Zum Meer ist es nicht mehr so weit und durch Holland braucht man auch nicht mehr“, meinte Knacki, der einmal mehr zeigte: Klassischer Karneval in der Bütt“ und Comedy liegen gar nicht so weit auseinander – wenn beides gut gemacht ist. Und bei der „Lese“ waren wieder einmal Meister ihres Faches am Werk.
Ein dickes Lob verdienten sich „Eifelbauer“ und Eheschreck Stefan Vogt („25 Jahre waren wir glücklich, dann haben wir uns kennengelernt“) und Werner Laube. Der Mann von der Klamaukpartei macht sich die Mühe, seine Beiträge von Sitzung zu Sitzung zu verändern. Und so unterschied sich der Klamauk der Inthronisation doch deutlich von dem bei der „Lese“, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass die Mitglieder des Elferrats wieder einmal jede Menge abbekamen. Auch „Pastor“ Achim Bergen von den Kapuzemännern brach alle Tabus. Sein elftes Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib. Es sei denn, sie besteht darauf.“ Um die weltlichen Begierden ging es auch bei „Conflutsche-Uhm“ Monika Kräber, die sich gekonnt an die dunkle Seite der karnevalistischen Macht wagte.
Bei allem kam die Show nicht zu kurz. Während die „Skyliners“ und die Musikkapelle St. Servatius Güls für Schunkellaune sorgten, krönten die Tänzerinnen und Tänzer vom HCV und den Rheinfreunden die wirklich gute Sitzung, deren Finale die fantastische Gardeshow der grün-weißen Funken aus Kölsch-Büllesbach war.
Reinhard Kallenbach
Quelle: http://rhein-zeitung.de/07/02/13/BK/00000136.html
13.02.2007 © RZ-Online