Freche und schillernde Sitzung beim Katholischen Leseverein als großes Sitzungs-Finale
Die Klamaukpartei will den OB stellen
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Das einzige Mitglied der Klamaukpartei wird sich um den Chefsessel im Rathaus bewerben. „Wir versprechen nix, aber das halten wir auch“, so der Spitzenkandidat, der als besondere Qualifikation für dieses Amt mehrere Jahre Stammgasterfahrung im „Deutschen Kaiser“ nennt.
Frech, witzig und erstaunlich ausgeschlafen präsentierten sich die Narren am offiziellen Ende der Sitzungsfastnacht. Traditionell hatte ihnen der Katholische Leseverein noch einmal ein Riesenforum im großen Saal der „guten Stube“ präsentiert. Um es vorweg zu sagen: Die Lese steigerte im Vergleich zu den Vorjahren das Niveau ihrer Sitzungen noch einmal erheblich. Und das lag nicht allein am brillanten, nach der Inthronisation noch einmal umgeschriebenen Vortrag von Werner Laube.
Besonders erfreulich war, dass wirklich alle Redner sich in einer hervorragenden Form präsentierten. Dabei kann die „Lese“ besonders stolz auf ihr Eigengewächs Rolf Perscheid sein. Als Banker mit 40 Jahren Berufserfahrung ging er ans Eingemachte. „Vielstimmig“ widmete er sich dem Thema (T)Euro und brachte durch den fiktiven Dialog mit einem Großmütterchen den Saal zum Toben.
Zweite Überraschung des Abends war, dass die GM-Showtruppe nach der Inthronisation noch einmal in die närrische Rhein-Mosel-Halle zurückkehrte und bei der „Lese“ mit ihrer „Best-of-Show“ einen tollen Einstand feierte. „Es war eine gute Idee, Euch hierher zu holen“, so der sichtlich angetane Präsident Michael Hörter. Und Spitzenleistung muss nicht immer zwangsläufig mit großen Namen der Szene verbunden sein. Beweis hierfür war das geschliffene, „astrein“ gereimte Protokoll von Georg Salkow.
Dass Leseverein und Kapuzemänner freundschaftlich verbunden sind, zeigte gerade die Sitzung am Mittwochabend. Die Tollitäten hatten nicht nur ihren imposanten Hofstaat mitgebracht, sondern auch ihre närrischen Aktivisten: Die Funken aller Größen legten eine Gardeshow vom Feinsten hin, Walter Weiler sinnierte gekonnt über die wirklich weltbewegenden Dinge – Alkohol und Frauen. Bemerkenswert war, dass Hofnärrin Doris Mendyka und Hofmarschallin Renate Weiler noch die Muße fanden, um als „Karl und Karlchen“ ein Zwiegespräch zu führen, das so manchem der kostümierten Mitnarren im Saal die Lachtränen in die Augen trieb.
Es war aber auch der Abend der „Denkmäler“ der Kowelenzer Faasenacht. Diese Feststellung gilt ganz besonders für Hans Nobel, der aus den „Koblenzer Kostbarkeiten“ und einer Stadt im Dornröschenschlaf berichtete. Mit geschliffenen Reimen und beißender Ironie überzeugte der Mann von der „Großen“. Kein Wunder, dass viele Sitzungen ohne ihn nicht denkbar sind. Klar, dass dies auch für Karl Rosenbaum gilt. Auch im 55. Jahr auf der Bühne ist er Stammgast bei der Lese. Alle guten Dinge sind drei: Und so bereitete zur späten Stunde Wladi Elsner von den Metternicher Funken mit seinen Kalauern noch viel Freude.
Das Erfolgsrezept der „Lese“ ist einfach: Die Mischung macht’s eben. Neben viel Musik vom Fanfarenzug Grün-Gelb, von Rolf und Michael Fischer sowie den „Flying Bongos“ zelebrierten die Aktiven Tanz der Spitzenklasse. Eine Feststellung die sich für die Showtanzgruppe Gelb-Rot und das Tanzpaar Heike Adler/Udo Eulgem (Metternich) von selbst versteht. Für viele war jedoch neu, dass die „Hexen“ der Rheinfreunde unter der Leitung von Nicolina Kurz auf einem guten Weg sind. Bei soviel Farbenpracht machte es Gerd Kesseler und den Stadtsoldaten sichtlich Spaß, den gelungenen Abend mit dem Schängellied zu beenden. (ka)
Quelle: Zeitungsarchiv RZ-Online