»Asyl für den nackten Bacchus?«

„Lese“ zelebrierte professionelle Faasenacht – Tolles Finale des Koblenzer Sitzungskarnevals

Was für ein Finale des Koblenzer Sitzungskarnevals! Die Aktiven der „Lese“ und ihre Freunde präsentierten sich bei ihrer närrischen Show in absoluter Hochform.

Das dürfte wohl die beste Sitzung gewesen sein, die der Katholische Leserverein bislang „abgeliefert“ hat. Unter Leitung des blendend aufgelegten Präsidenten Michael Hörter zelebrierte man Faasenacht von professioneller Qualität.

Tolle Stimmung von Anfang an, dazu Redner und Tänzer, die trotz mehrwöchigen Sitzungsmarathons keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigten. Im Gegenteil: Schon beim Einmarsch ließen sich Stadtsoldaten, „Gelb-Rote“, Jugendspielmannszug Arzheim und die goldigen Juppi-Girls der Pfarrei St. Josef von der locker-familiären Atmosphäre anstecken.

Und dann kam er: Dr. Ewald Thul. Diesmal nicht als Landgerichtspräsident, sondern als singender und reimender Protokoller. Lieblingsthemen: Reformstau und Euro. Sein heißer Tip gegen Krisen aller Art: Investiert in Sachwerte, kauft Wein vom Leseverein! Natürlich widmete sich der „Lese-Vorsitzende“ auch dem nackten Bacchus von Kobern-Gondorf und bot der gedemütigten Figur Asyl auf dem Denkmal am Görresplatz an.

Was die Pflege karnevalistischer Freundschaften wert ist, zeigte schon der Auftakt des Showprogramms. Keine geringeren als die Vizeeuropameister Udo Eulgem und Heike Adler von den Metternicher Funken begeisterten mit akrobatischen Einlagen, bevor mit Sonja Werner erneut ein Eigengewächs der „Lese“ in die Bütt stieg. Jetzt setzte es für den Elferrat richtige verbale Prügel. Jetzt wissen wir es: Wer in den Rat will, muß dümmer sein als der Durchschnittsbürger.

Fröhlich ging’s weiter: Die närrischen Regenten und ihr Gefolge, vor allem Hofnarr Michael Fischer brachten den Saal zum Kochen. Mal nicht unter Termindruck nahmen sie sich viel Zeit für Musik und für ihren Fahrer Helge Greib, der lauthals sein Leid über den Karnevalsstreß und liebestolle Regenten klagte. Übrigens: Greib ist die Entdeckung der Session für die Bütt.

Längst kein Geheimtip mehr ist Kurt Mendyka von den Kesselheimer Kapuze, der als erfolgloser Angler begann und zum Schluß den „Weißen Hai“ an der Leine hatte. Daß das Ganze auf ho hem Niveau blieb, ist auch der Tanzgarde „Gelb-Rot“ zu verdanken, die mal in traditioneller, mal in spanischer Kluft erschien, warum sie zu den Besten im Land gehört.

Traditionell gab’s dann Blödeleien vom „Lesequatschtett“, frei nach dem Motto „Ein Kind ist uns geboren. Dank dem Herrn, der über uns wohnt.“ Dann kam er – der fleischgewordene Beweis für einen äußerst toleranten Stadtvorstand: Manfred Gniffke, der als Stadtführer traditionell die Grenze dessen auslotete, was er unter Humor versteht.

Der schöne, von den Flying Bongos begleitete Abend klang mit der bezaubernden „Hochzeitsnacht im Hühnerstall“ der Rot-Weißen Funken und Rolli Diells tiefen Griff in die Klamaukkiste aus. Den Schlußpunkt setzte Gerd Kesseler mit dem „Schängellied“.

Von Reinhard Kallenbach
Quelle: RZ-Online Zeitungsarchiv

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