»Die närrische Glockenspielerei«

lautete das Motto der Kappensitzung 1993. Es erinnerte an ein Geschenk des Lesevereins für die Stadt Koblenz, das Glockenspiel am Jesuitenplatz. Glockenschlag 20.11 Uhr zogen die Elf vom närrischen Rat mit je einer großen, selbstgefertigten Glocke auf dem Kopf in den Saal, sozusagen als:

„Die Glöckner von Notre LESE“.

Gleichzeitig wurde aus den schlichten Stühlen am Elferratstisch jeder ein richtiger Glockenstuhl und der Oberste der Elf – der Herr Sitzungspräsident – war der Großglockner. Die Besucher konnten an diesem Abend nicht nur das Läuten hören, sie wussten auch, wo die Glocken hängen. Und die läuteten viele schöne Programmpunkte ein. Michael Hörter hatte alle Glockenseile fest und sicher in der Hand.

Er schickte als Erste die kleine Michelle Hurler in die Bütt. Sie war Preisträgerin der Kinder-Bütt-Parade 1993. Im Lachsturm eroberte Michelle die Herzen des närrischen Publikums.

Dann war der Protokollarius an der Reihe. Stephan Otto betrat zum ersten Mal die Bütt überhaupt. Sein Debüt als Protokoller der Lese war überzeugend. Seine Glossen über große und kleine Politik saßen wie glockenreine Töne eines meisterhaft gespielten Glockenspiels.

Als der Sitzungspräsident das „LESE-Quatschtett“ einläutete, traten vier junge Menschen selbstsicher vor die Mikrofone, als hätten sie jahrelange Bühnenerfahrung. Und dann legten sie los, ulkten, uzten, verteilten pfiffig-freche Pointen im Saal und strapazierten auf ihre fröhliche Art die Lachmuskeln des Publikums. Es saß aber auch jeder Song. Sie hatten natürlich ihren eigenen Privatkanal, den „KO-LE-KA 1“, den Koblenzer Lese-Kanal-1. Sabine, Peter, Stefan und Nico heimsten sich einen Riesenapplaus ein. Weiter so, ihr Vier.  

Die Ankündigung Michael Hörters, der Oberbürgermeister könne heute nicht in die Bütt steigen, wurde enttäuscht aufgenommen. Die nächste Ansage brachte allerdings Genugtuung: Er schicke halt seinen Vertreter! Und dem „Vertreter des OB“ ist es tatsächlich gelungen, inkognito zu bleiben und zwar von der Saaltüre bis zur Bütt. Beim ersten Satz wussten alle im Saal, wer der „Vertreter“ war. Von der Maskenbildnerin unkenntlich geschminkt, erkannte „sein“ Publikum ihn sofort beim ersten Wort. In der LESE war Willi Hörter schon als Jungkarnevalist aktiv geworden, dann als Büttenredner, Protokollarius und viele Jahre als Sitzungspräsident. Diesen Posten hat heute sein Sohn Michael inne. Vater Willi in der Bütt zu erleben, ist immer wieder eine Freude. Hoffentlich bleibt unser Ehrenmitglied auch in Zukunft „Insider“ der LESE-Bütt in 1994 und darüber hinaus.

Im Programm waren weiter Karl Rosenbaum, der Mann mit dem „Hütchen und dem Köfferchen“. Bei seinem Auftritt bleibt ja kein Auge trocken. Dann kamen wieder die (Chor-)Corps-Knaben vom CCKK auf die Bühne und legten kesse Texte und schmissige Melodien auf und begeisterten die Zuhörerinnen und Zuhörer. Sie steigerten sich von Jahr zu Jahr und allmählich – so meine ich – sollten sie getrost mal als (Chor-)Corps-Herren auftreten. Michael Parma und Rolf Ditt, LESE-erprobtes Gesangsduo, erfreuten ihre Zuhörerschar in gewohnter Weise. Rolli Diell, „Krombier“ von der Altstadt, konnte zu später Stunde das Publikum hellauf begeistern. Ein besonderes Lob dem Garde-Tanz-Corps der Karnevalsgesellschaft Gelb-Rot. Künstlerische Darbietungen, mit jugendlichem Temperament vorgetragen, hatten den stürmischen Applaus redlich verdient.

Natürlich besuchten uns auch Prinz Ed und Confluentia Monika samt Hofstaat, die von der LESE-Familie herzlich begrüßt wurden. Unser Karnevalsorden zeigte diesmal die ehemalige Hl. Kreuzkirche zu Ehren des Prinzenpaares, das aus Ehrenbreitstein kam.

Allzu schnell vergingen die schönen Stunden in der LESE-Sitzung, die vor etwa 5 Stunden begann mit dem humorigen Prolog unserer aktiven Sonja Reuther. Ihr launiger, tiefgründiger Text führte zum Glockenspiel über.

Sie nahm ein Hämmerchen und das lebende Spiel der Glockenmänner des Elferrats erklang unter ihren „Schlägen“.

An dieser Stelle sei noch einmal ein herzliches DANKE allen Mitwirkenden gesagt, wo immer sie auch im Einsatz waren!

Confluentia 1993
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