Kirche in Afrika, insbesondere in Nigeria und Europa Erfahrungen und Gedanken eines nigerianischen Priesters in Deutschland.
Adventsbesinnung mit Kaplan Pater Peter Chukwuma – Sankt Laurentius Koblenz-Moselweis
Kirche in Afrika, insbesondere in Nigeria und Europa
Erfahrungen und Gedanken eines nigerianischen Priesters in Deutschland.
Vortrag und Diskussion.
Mittwoch, dem 13. Dezember 2023 – 17.00 Uhr
im Pfarrheim Sankt Kastor
im Anschluss fand ein Gottesdient in der Basilika Sankt Kastor statt.
Nach dem Gottesdienst lud der katholische Leseverein zum traditionellen Beisammensein mit Wein und Brot ins Pfarrheim ein.
Adventsbesinnung mit Kaplan Pater Peter Chukwuma
»Kirche in Afrika – Nigeria und Europa«
Guten Abend! Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu dem Vortrag „Kirche in Afrika und Europa.“
Schön, dass Sie da sind. Ich freue mich, dass ich diesen Vortrag halten darf. Dieser Vortrag wird nicht ein akademischer Vortrag sein, sondern eine Erzählung meiner Erfahrungen und Beobachtungen als ein ausländischer Priester aus Nigeria, der hier in Deutschland einige Erfahrungen in der deutschen Kirche gesammelt hat.
Das Thema, wie es in der Einladung steht, ist, „Kirche in Afrika und Europa“, aber ich werde es anders formulieren „Kirche in Nigeria und Deutschland“, sonst wird es zu ausführlich sein. Ich kann auch nicht viel über die Kirche in anderen afrikanischen und europäischen Ländern sagen, weil ich zu wenig gereist bin und daher habe ich keine Erfahrung wie die Kirche dort ist.
Ich werde zuerst mit einer Darstellung über die Kirche in Nigeria anfangen und danach werde ich den Vergleich zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und Nigeria machen.
Die Kirche, wie man sie heute in Nigeria kennt, ist sehr jung. Sie ist ungefähr 200 Jahre alt und ist sehr lebendig und lebt aus den sieben Sakramenten der katholischen Kirche, nämlich: Taufe, Beichte, Erste Heilige Kommunion, Firmung, Ehe, Weihe und Krankensalbung.
Meine Vorfahren, z. B mein Opa, war kein Christ, obwohl er sehr gläubig war. Er glaubte an Gott und praktizierte seine Naturreligion täglich mit Hingabe. Die Naturreligion existiert noch in Nigeria. In der Naturreligion glaubt man nur an einen Gott, der der Schöpfer ist. Aber die meisten Menschen sind entweder Moslems oder Christen. Im Norden des Landes haben wir überwiegend Moslems und im Süden und Westen Christen.
Einige Geschichtsbücher meinen, dass das Christentum um das Jahr 1885 nach Nigeria kam. Einige dieser Geschichtsbücher sagen aber auch, dass das Christentum schon im 15. Jahrhundert nach Nigeria in eine Stadt namens „Warri“ im Südosten des Landes kam, aber es hatte dort nicht lange überlebt.
Vorher habe ich immer gedacht, dass der christliche Glaube erst nach Europa kam, bevor er nach Afrika kam. Aber während der Vorbereitung auf diesen Vortrag, fand ich heraus, dass der christliche Glaube wahrscheinlich gleichzeitig nach Afrika und nach Europa kam. Einige meinen sogar, dass er zuerst nach Afrika kam, bevor er nach Europa kam. Diese Vorstellung beruft sich auf das Pfingstereignis in der Bibel.
In der Apostelgeschichte, Kapitel 2, Vers 5 bis 11 lesen wir, dass einige Afrikaner und Europäer beim Pfingstfest dabei waren und den Glauben bekommen haben. Angeblich haben die Afrikaner den Glauben mitgenommen und in ihren Ländern weitervermittelt. Da heißt es:
„In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. 7 Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? 8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: 9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, 10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, 11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“
Einige zitieren den äthiopischen Kämmerer als Beispiel, dass der Glaube an Jesus Christus zuerst nach Afrika kam. In der Apostelgeschichte, Kapitel 8, Vers 26 bis 40 heißt es:
„26 Ein Engel des Herrn sagte zu Philippus: Steh auf und geh nach Süden auf der Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt! Sie führt durch eine einsame Gegend. 27 Und er stand auf und ging. Und siehe, da war ein Äthiopier, ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der über ihrer ganzen Schatzkammer stand. Dieser war gekommen, um in Jerusalem anzubeten, 28 und fuhr jetzt heimwärts. Er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29 Und der Geist sagte zu Philippus: Geh und folge diesem Wagen! 30 Philippus lief hin und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen. Da sagte er: Verstehst du auch, was du liest? 31 Jener antwortete: Wie könnte ich es, wenn mich niemand anleitet? Und er bat den Philippus, einzusteigen und neben ihm Platz zu nehmen…“
Philippus erklärte dem äthiopischen Kämmerer den Abschnitt der Schrift, den er las. Daraufhin taufte er ihn. Einige meinen, dass er den christlichen Glauben zurück nach Hause brachte.
Dies geschah, bevor Paulus, vorher genannt Saulus, konvertierte. Es war Paulus, der nach seiner Bekehrung den christlichen Glauben nach Europa brachte. Nach der biblischen Überlieferung ist Philippi, eine führende Stadt des Bezirks von Mazedonien, eine Kolonie in Griechenland die erste europäische Stadt, die den christlichen Glauben empfangen hat. Dies geschah durch die Vision, die Paulus empfangen hatte, wie es in der Apostelgeschichte, Kapitel 16, Vers 9 bis 10 steht. Da heißt es:
„9 Dort (Troas) hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! 10 Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir kamen zu dem Schluss, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden.“
Es gibt auch eine andere Vermutung, dass der christliche Glaube durch die koptischen Christen erst nach Afrika kam, bevor er nach Europa kam.
Die koptisch-orthodoxe Kirche ist in Ägypten entstanden und ist eine der ältesten Kirchen der Welt. Innerhalb der Ostkirchen zählt sie zur Gemeinschaft der altorientalisch-orthodoxen Kirchen.
Als Gründer gilt der Evangelist Markus, der der Überlieferung zufolge im 1. Jahrhundert nach Christus in Ägypten gewirkt und dort sein Martyrium erlitten haben soll. Im 5. Jahrhundert hat sich dann eine eigenständige „koptische Kirche“ entwickelt. „Kopten“ ist übrigens die arabische Bezeichnung für Ägypter.
Bei diesen Vermutungen gehen einige Leute davon aus, dass die Kirche erst nach Afrika kam, bevor sie nach Europa kam.
Wie der christliche Glaube nach Nigeria kam
Das Christentum in Nigeria kann bis zum 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden, als die Portugiesen nach Nigeria kamen. Die Verbreitung des christlichen Glaubens setzte sich zunächst nicht durch, er blieb auf die südliche Küstenregion beschränkt.
Aber, die Kirche wie man sie heute in Nigeria kennt, kam im 19. Jahrhundert durch die europäischen Missionare nach Nigeria. In Nigeria gibt es viele Konfessionen: nämlich die katholische, die evangelische, die anglikanische, die methodistische, die presbyterianische usw.
Es gibt auch andere einheimisch gegründete unabhängige afrikanische Kirchen. Sie wurden gegründet als Reaktion auf die anderen Haupt – Kirchen, die sie als fremd und imperialistisch empfanden. Die Mitglieder dieser Kirchen meinen, dass die Kirchen, die die Europäer uns gebracht haben und der christliche Glaube, den die Europäer uns vermittelt haben, nicht die afrikanischen spirituellen Probleme wie Hexerei, Reinkarnation, Talisman, Glücksbringer usw. lösen können. Einige dieser Kirchen sind Aladuras, Sabbat, CAC – Christ Apostolic Church, Cherubium und Serafin. Wir nennen sie in Nigeria „White garment churches“, auf Deutsch übersetzt heißt es „Weiß gekleidete Kirchen“, weil die Gläubigen weiße Gewänder tragen.
Es gibt auch andere Gruppen, die durch die Pfingstbewegung, auch Pentekostalismus genannt, geprägt sind. Man nennt sie hier Pfingstkirchen. Ein paar Beispiele sind folgende: the grace of God, Assemblies of God, deeper life usw. Die jüngsten Gruppierungen von ihnen sind folgende: Christ Embassy, Redemmed, Winners Chapel, Overcomers usw. Sie wollen ein neues Pfingsten erfahren. Für alle Richtungen der Pfingstbewegung hat das Werk des Heiligen Geistes eine zentrale Bedeutung bei Lehre und Glaubenspraxis.
In Nigeria gibt es so viele Konfessionen und Sekten wie eben gesagt habe, aber in Deutschland gibt es zwei größere Kirchen, nämlich die evangelische und die katholische Kirche. Im folgenden werde ich auf die katholische Kirche in Nigeria eingehen, weil ich katholisch bin und diese dann mit der katholischen Kirche in Deutschland vergleichen.
Die katholische Kirche in Nigeria und die katholische Kirche in Deutschland – ein Vergleich zwischen den beiden katholischen Kirchen
Der Unterschied zwischen der katholischen Kirche in Nigeria und in Deutschland ist wie der zweier Welten.
Erstens: Es gibt einen Unterschied in der Titelbezeichung der Priester oder des sogenannten Bodenpersonals, wie einige hier in Deutschland uns nennen. Jeder Priester in Nigeria wird angesprochen als „Father“, auf Deutsch „Vater“ und auf Spanisch „Padre“, es sei denn, dass er ein Monsignore, Bischof oder Kardinal ist. Aber in Deutschland gibt es so viele Titelbezeichnungen für die Priester. Zum Beispiel: Kaplan, Kooperator, Pfarrvikar, Pfarrer, Pfarrverwalter, Pastor, Dechant, Dekan, Monsignore, Domkapitular, Weihbischof, Kardinal usw. Nur die Ordenspriester nennt man allgemein Pater.
Zweitens: In Deutschland bekommen die Priester ihr Gehalt am Ende des Monats. In Nigeria leben die Priester von Spenden der Gläubigen. Wenn eine Gemeinde, in der ein Priester arbeitet, reich ist, dann bekommt er mehr Spenden und kann davon sehr gut leben. Aber wenn die Gemeinde arm ist, dann ist der Priester auch arm und er lebt sehr bescheiden. Es gibt viele Priester in Nigeria, die sehr arm sind und hungern, weil sie in armen Gemeinden arbeiten.
Drittens: Die nigerianischen Priester wohnen zusammen in einem Pfarrhaus, beten oft zusammen und essen zusammen am Tisch, wie die Ordenspriester in Deutschland. Jeder hat aber sein eigenes Zimmer und sie bereiten ihr Essen nicht selbst vor. Sie haben oft einen Koch oder eine Köchin, die die Arbeit übernehmen. Das soll man aber nicht als Haushälter oder Haushälterin wie es in Deutschland ist, verstehen. In Deutschland ist es anders. Die Weltpriester wohnen oft allein und gestalten ihr Leben auch allein.
Viertens: Man zahlt keine Kirchensteuern in Nigeria. Die Kirche finanziert ihre Projekte durch Spenden. Oft werden die Gläubigen gebeten oder auch aufgefordert, für bestimmte Zwecke Geldsummen aufzubringen, um ein Projekt in der Kirche zu unterstützen.
Fünftens: Die Kirche in Nigeria ist oft an Werktagen und an Sonntagen sehr gut besucht. Es ist üblich an Sonntagen am Gottesdienst teilzunehmen. Das Sonntagsgebot gilt noch in Nigeria. Hier aber in Deutschland ist es umgekehrt.
Sechstens: In Nigeria betet man und legt Zeugnis ab für Jesus Christus anders als in Deutschland. Wir beten sehr laut in Nigeria und oft wird dabei gesungen, geklatscht und getanzt. Es wird getrommelt, und man spielt oft dabei Klavier, Flöte, Gitarre, Trompete usw. Es ist oft richtig laut, aber schön. Deswegen ist der Gottesdienst für Afrikaner hier in Deutschland sehr trocken und langweilig. Der Gottesdienst bei uns dauert sehr lange. Manchmal dauert der Gottesdienst ein paar Stunden.
In Nigeria wird oft in öffentlichen Verkehrsmitteln während einer Fahrt gebetet und von einem Laien gepredigt. Manchmal gehen einige Leute auf die Straße und predigen laut mit einem Mobillautsprecher.
Bevor ich zum Schluss komme, will ich noch anmerken, dass es den meisten Menschen in Nigeria sehr schlecht geht. Es gibt viel Leid und Elend im Land. Deshalb gehen die Menschen oft in die Kirche, um von Gott Hilfe zu erbitten. Wir glauben fest daran, dass wenn wir Gott vertrauen, manches in unserem Leben nicht unbedingt leichter wird, aber erträglicher.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen allen eine schöne und gesegnete Adventszeit!