Nikolaus von Kues – Dr. Ulrich Offerhaus

Die Adventsbesinnung am 06. Dezember 2014 durch Dr. Ulrich Offerhaus beschäftigte sich mit Nikolaus von Kues (1401 – 1464).

Dr. Ulrich Offerhaus

Drei Themen standen im Mittelpunkt:

     Nikolaus von Kues als 
     1. Reformer der Kirche
     2. Vordenker des Rechts 
     3. Vordenker der Ökumene

Nikolaus von Kues lebte in der Umbruchzeit an der Schwelle vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. Charakterisiert war die Zeit durch Renaissance, Humanismus und in der Wirtschaft durch Einführung der kaufmännischen Buchführung und der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. 

Als Sohn eines Weinbergbesitzers und Moselschiffers in Kues an der Mosel geboren, endete seine Karriere als Kardinal und Stellvertreter des Papstes.

Ein großes Thema war die Reform der Kirche an der Spitze und an der Basis. Kritik an der Kirche und Reform an der Kirche waren die Themen seiner Zeit, um die auf den Konzilien in Konstanz und in Basel gerungen wurde.
Begonnen hat die Karriere des Juristen Nikolaus von Kues als Dekan am Stift St. Florin in Koblenz.
Nach seinen großen Auftritten auf dem Baseler Reformkonzil, wo es um die Überwindung der Kirchenspaltung ging (bis zu drei konkurrierende Päpste).
Danach begab er sich auf große Visitationsreise durch Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden. Er forderte Reformen in Kirchen, Klöstern und Stiften.
Anschließend als Kardinal und Fürstbischof im Bistum Brixen in Südtirol leitete er die Pfarrer mit hunderterlei Vorschriften zu einem gewissenhaften Dienst. Schließlich wurde er Generalvikar des Kirchenstaates (heute Kardinalstaatssekretär). In dieser Position verfasste er die „Reformatio generalis“, in der auch Papst und Kardinäle der Kontrolle von Visitatoren unterworfen werden sollten, um die Amtsführung kritisch zu durchleuchten. Entscheidungen des Papstes sollten an die Zustimmung des Bischofskollegiums gebunden sein. Durch ein ständiges Konzil soll dies gewährleistet sein. Wie wir heute wissen, scheiterte er mit diesen Gedanken, die allgegenwärtig auch heute noch modern erscheinen. 

Als Vordenker des Rechts war der ausgebildete Jurist vielfach in diplomatischen Missionen unterwegs. Seine Studien erfolgten in Heidelberg und schließlich an der bedeutenden Universität Padua. Aus der „De concordantia catholica“ zitierte er den Satz: „Denn jeder König und Kaiser hat ein öffentliches Amt wegen des öffentlichen Wohls inne.“ Das öffentliche Wohl bzw. das Gemeinwohl besteht im Frieden, dem Ziel, worauf Recht und gerechte Kriege gerichtet sind. 

Nikolaus als Vordenker der Ökumene. 
1453 eroberten die Türken Konstantinopel, was den Zusammenbruch des byzantinischen Reiches und eine starke Bedrohung der orthodoxen Kirche und Christenheit durch die muslimischen Türken bedeutete. Mit ungeheuren Massakern an den christlichen Einwohnern Konstantinopels war dies verbunden. Statt einen Kreuzzug zu planen, beschäftigte er sich in der Schrift „De pace fidei“ (der Frieden im Glauben) mit der Frage einer friedlichen Beziehung zwischen dem Christentum und den übrigen Weltreligionen.
Seine Vision eines Religionsfriedens ging weit über aktuelle Kirchenpolitik und alltägliche Reformanstrengungen hinaus. Eine Religion der Verschiedenheiten, der Mannigfaltigkeit der Bräuche war seine Zauberformel für ein Modell für eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen und Kulturen – eine Illusion. 

Als Fazit kann festgehalten werden, dass Nikolaus von Kues seiner Zeit weit voraus war und bereits Gedanken aufgriff, die auch im Zweiten Vatikanischen Konzil 1962 – 1965 Thema waren. Heute lautet versöhnte Verschiedenheit – eine Formel der christlichen Ökumene.  

Heinz-Peter Mertens

Adventsbesinnung 2014
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